Japanisches TV-Team zu Gast bei einer DTK-Züchter-Familie

Frieda vom Fladder wird Fernsehstar in Japan

Doch alles hat eine Geschichte, die es zu erzählen gilt.

Ein japanisches Produktionsteam unter der Leitung von Yoshinori Miayaoka suchte für die in Japan außerordentlich beliebte Fernsehshow „Ururun“ eine deutsche Familie, die Teckel züchtet, über einen Jagdscheininhaber verfügt, viel Platz, Zeit und - ganz wichtig - Kinder hat. Die Produktionsgesellschaft schickt prominente Japaner rund um den Globus, um in fremden Ländern spezielle und ungewöhnliche Aufgaben zu erfüllen. Dabei sollen auch Sitten und Gebräuche der bereisten Kulturen mit einfließen.

In einer Ausschreibung des DTK setzte sich Familie Zerhusen Südlohne gegen vier andere Familie durch und erhielt den Zuschlag von Miayaoka, da sie genau den Vorstellungen des Teams entsprach. Hannelore und Clemens Zerhusen sind Mitglieder der Gruppe Südoldenburg, Landesverband Weser-Ems, und züchten im Zwinger „vom Fladder FCI“ Kaninchen-Zwerg- und Standardteckel, Rauhaar. Tochter Marina hat sich einen guten Namen als Junior-Handerlerin im DTK gemacht und die Söhne Malte und Georg komplettieren die Familie.

Am 26.1. 2006 war es endlich soweit. Durch die Dolmetscherin und „Mutter für alles“ Marion Suhr, wurden die Zerhusenens über Ablauf und Inhalt der Filmaufnahmen informiert. Das Drehbuch sah vor, dass eine japanische Schauspielerin bei der Familie wohnen, einen Teckel innerhalb von fünf Tagen ausbilden und diesen auf einer jagdlichen Prüfung führen sollte. Von den ca. 20.000 jährlich in Japan gezüchteten Teckeln wird kaum einer jagdlich geführt. Dies war ausschlaggebend dafür, den Teckel als Jagdhund zu präsentieren und das Leben der Familie Zerhusen mit ihren Hunden darzustellen.

Schauspielerin Sachie Hara, einer der Top 20-Stars in Japan, kam in Begleitung ihrer Managerin und erwies sich als unkompliziert auf allen Ebenen, leider ohne vorher Berührungspunkte zu Hunden gehabt zu haben. „Ich habe mal einen Chihuahua gestreichelt“, so Sachie. Ihre größte Sorge war deshalb, dass sie ihren „Ausbildungshund“ Frieda falsch behandeln könnte und dadurch die Familie kränken würde. Die Sorge erwies sich als unbegründet, da Kaninchenteckel Frieda und Sachie sich hervorragend verstanden.

Für Familie Zerhusen gab es jetzt keinen Rückzugsraum mehr. Zu den fünf Familienmitgliedern gesellten sich teilweise bis zu acht weitere Personen vom Fernsehteam. Freunde und Bekannte schauten vorbei, die lokale Presse war anwesend und die Kamera lief von morgens 7 Uhr bis abends 22.30 Uhr. Sachie und Frieda beim Aufstehen, der Familienalltag, Hunde füttern, Jagd, Training mit Frieda, die bisher noch nicht in Ausbildung stand - und immer die laufende Kamera dabei! Entspannender waren trotz Kamera die gemeinsame Schlittenfahrt, der Bowlingabend, ein Geburtstag der Schwägerin und der Besuch einer Zuchtschau der Gruppe Fürstenau, die Herr Essfeld richtete.

Auf Wunsch des Regisseurs sollte Sachie Hara bei einer gestellten Prüfung (Vp) lernen, was von ihr und Frieda in einigen Tagen erwartet wird. Im Vorfeld der „Prüfung“ nutzte der LV Weser-Ems die Möglichkeit, dem japanischen Zuschauer alle drei Haararten unserer Teckel vorzustellen. Schnell hatten wir vier „Meldungen“ zusammen und nach der Verlosung durch den Prüfungsleiter Josef Fischer begann der erste Hund mit der Schweißarbeit. Bei dieser Arbeit wurden der Führer des Hundes, Mitrichter Stefanus Middendorf, und ich ständig vom Filmteam unterbrochen, um z.B. Sachie den Schweiß zu zeigen, den der Hundeführer angezeigt hat, oder auf die Besonderheiten der Schweißarbeit hinzuweisen. Viele Szenen mussten wiederholt werden und die immer höflichen Japaner bedankten sich dann überschwänglich.Nach vielen Unterbrechungen kam der routinierte Iti vom Fladder zum Stück. Das am Ende tatsächlich ein Stück Rehwild lag, versetzte alle Unwissenden in höchste Euphorie. Das Stück wurde sauber von Claudia Kleister verblasen und mit der Überreichung des Bruches war ein Teil der deutsch/japanischen Vp gemeistert.

Marion Suhr hatte als Dolmetscherin den schwersten Part bei den Filmaufnahmen. Ständig musste sie zwischen den Japanern und uns übersetzten, Anweisungen und Einstellungen vermitteln und die Waidmannssprache so transportieren, dass sie in Japan verständlich ist. Leider sprachen weder Sachie, noch das Filmteam englisch und so war Marion ständig gefordert.

Die Vp wurde mit dem Gehorsam, dem Stöbern und dem Spurlaut - natürlich mit den bekannten Unterbrechungen - am Nachmittag beendet. Eine besondere Leistung vollbrachten der Kameramann und der Mann vom Ton, als sie Iti beim Stöbern im dichten Unterholz folgten. Der Rüde brachte ein Stück Rehwild aus der Deckung ins freie Feld, gefolgt von den beiden Herren, die sich trotz der 8,5 kg schweren Kamera auch nach mehreren hundert Metern nicht abschütteln ließen.

Wie nach jeder Prüfung der Gruppe Südoldenburg folgte die Preisverteilung mit einem üppigen Essen bei Meyer in Bünne. Traditionell wurden die Arbeiten der Hunde besprochen, die „Urkunden“ ausgegeben und der „Tagessieger der Prüfung“ mit Horrido und Gesang geehrt.

In Japan ist es undenkbar, dass Hunde in Gaststätten und Restaurants toleriert werden. Deshalb musste ein Teilnehmer der „Prüfung“ für die Kamera noch einmal vor die Tür, erneut mit seinem Hund das Lokal betreten und den Hund neben sich ablegen. Ähnlich erging es Werner Kolbeck einige Tage später, als er praktisch demonstrieren musste, dass Bahnfahrten mit dem Hund in Deutschland erlaubt sind.

Sachie Haras professionelles Verhalten als Schauspielerin kam leicht ins Wanken, als ihr klar wurde, wie wenig Zeit ihr noch blieb, um Frieda auf die „Prüfung“ vorzubereiten. Ständig trug sie die KT-Dame auf dem Arm, sprach mit ihr und es hält sich hartnäckig das Gerücht in Südoldenburg, dass Frieda nur noch auf japanische Kommandos reagiert.

Am 31.1. 2006 kam der große Tag für Sachie und Frieda. Richterkollege Ulrich Müller nahm die Aufgabe gerne wahr, Frieda zu beurteilen. Die Schweißarbeit und das Stöbern wurden trotz der kurzen Ausbildungszeit ganz hervorragend von Frieda gemeistert. Sachie war „stolz wie Oskar“, als ihr der verdiente Bruch überreicht wurde. Bei dem Abrichtungsfach „Benehmen auf dem Stand“ ging jedoch alles schief, obwohl der Produzent von der Szene überzeugt war, weil sie genau den Nerv des japanischen Fernsehpublikums treffen würde.Frieda zeigte sich sehr undiszipliniert, verließ ihren Platz, um selbstständig an der Treibjagd teilzunehmen. Hund weg, Sachie Hara hinterher, Kamera und Ton natürlich auch hinterher! Der Regisseur war begeistert!! Nach langer Zeit und leicht lädiert erschienen erst Kamera und Ton aus dem Gehölz, dann Sachie mit Frieda auf dem Arm. Alles im Kasten. Selbstverständlich wurden Sachie eine Urkunde und ein Pokal für ihre Arbeit mit Frieda überreicht, auch wenn es nur fürs Fernsehen war.

Nach Tagen der Arbeit und des gemeinsamen Erlebens kam die Stunde des Abschieds.Viele Tränen flossen auf beiden Seiten, als die sympathische Sachie ihre Gasteltern in Richtung Tokio verließ.Für Familie Zerhusen waren es Erfahrungen, die ihr Leben bereichert haben und für immer unvergessen bleiben werden. In den wenigen Momenten ohne Kamera wurde über sehr persönliche Dinge gesprochen, die die Freundschaft noch vertieften.

Und wie bei jeder Fernsehspielshow, kann der japanische Zuschauer etwas gewinnen, wenn er folgende Fragen richtig beantwortet.1. Wie kann man einen Hund, außer in der Box, noch sicher im Auto transportieren?2. Mit welchem Getränk erreiche ich eine härtere Struktur des Haares beim Rauhaarteckel?Wissen Sie es?
Und das alles im Jahr des Hundes in Japan!

Wilhelm Bathelt

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